Dienstag, 3. August 2021

4. Plan C: deutsche und österreichische Donau vom Schwarzwald bis Wien

 

Die längste Zeit des Frühlings 2021 sah es so aus, als wäre die geplante Reise von Belgrad bis zum Donaudelta dieses Jahr komplett unmöglich.

Daher kamen mir Hunderte Alternativideen, wo ich stattdessen lang fahren könnte. Unter anderem, den deutschen Teil des Donauradweges. Auch wenn es langsam wieder realistisch erschien, zumindest auf der rumänischen Seite der Donau 3 Wochen zu fahren (Plan B), dachte ich mir, dass ich den deutschen Donauradweg ja nicht stattdessen sondern zusätzlich fahren könnte.

Fahrradmitnahme im Fernzug der DB ist immer ein Erlebnis. Schon bei der Planung.
Der Direktzug nach Freiburg nimmt natürlich keine Räder mit. Also irgendwas mit Umsteigen 3:30 in Mannheim buchen. Blöderweise kommt wegen Corona aber noch die nächtliche Ausgangssperre hinzu. Also dann lieber noch einen Umweg über Stuttgart fahren und dort umsteigen, um nicht vor 5:00 von der Bundespolizei erwischt zu werden.


Endlich Ankunft im Schwarzwald und Beginn der Radtour. Wahrscheinlich der einzige Moment der kommenden 24 Stunden ohne Regen

Es hätte so einfach sein können: einfach mit der Bahn nach Donaueschingen anreisen, wo sich Breg und Brigach zur Donau vereinen. Aber der Klugscheißer in mir sagt: "das ist doch nicht der Beginn der Donau" und will unbedingt an der Bregquelle in über 1000 m Höhe beginnen zu radeln, wo natürlich weit und breit kein Zug fährt.
Und damit es nicht zu langweilig wird: 24 Stunden Dauerregen und abgestürzte Straße, die mich zu einem Kilometerweiten Umweg über unbefestigte Waldwege mit 14 % Steigung zwang. Die anstrengendsten 36 Fahrradkilometer meines Lebens. Ab jetzt fahre ich nur noch zu Flüssen, die im Flachland entspringen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.
 
Erstmal 36 km bergauf durch den Schwarzwald. "Komischerweise" sind alle anderen Zweiräder Motorräder.
 
Und dazu dieses herrliche Wetter: 4 Grad Celsius am 25.5. Bei dem Dauerregen fühlen die sich allerdings wie Minusgrade an.

Geschafft: Breg-/Donauquelle, 2880 km von der Donaumündung in's Schwarze Meer entfernt.

Na, dann ab nach Jugoslawien und in die Sowjetunion. Da war ich lange nicht mehr.


Von der Donauversinkung ist nichts zu sehen. Und der Belag des Radweges ist auch nicht ganz, wie erhofft. Besonders nach dem Regen fährt es sich ziemlich schlecht.

Mit flachem Radweg entlang des Flusses war es das dann auch nicht ganz: 20 % Steigung.

Zwischendurch mal ganz kurz Sightseeing: Ulmer Münster
Tschüß Baden-Würtemberg, hallo Bayern!

Nicht mal mehr 2500 km bis zur Mündung 
In Bayern und Österreich gibt es alle Nase lang irgendwelche Schlösser von irgendwelchen Königen und Kaisern zu sehen. Irgendwann nimmt man die gar nicht mehr war, so viele sind das.

Gar nicht so einfach, einen Campingspot zu finden.

Zur Not dann eben direkt vor dem "Lebensgefahr" Schild. Zu allem Überfluss ging dann nachts tatsächlich die Sirene in der nahen Stadt los und ich musste erstmal googlen, was das Signal bedeutet. Zum Glück war es dann doch nur die normale Feuerwehralarmierung.

Radweg Eurovelo 6 vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer

Donaudurchbruch vor Kehlheim. Jeder "normale" Tourist fährt das Stück mit dem Schiff. Da das nächste aber erst in 1 1/2 Stunden fuhr, dachte ich: Da hab ich das Stück doch locker rechts über den Berg durch den Wald radelnd hinter mich gebracht. Mal wieder nix mit "keine Steigungen und Asphalt".

Da unten hätte ich auch mit Schiff fahren können.

Walhalla habe ich mir irgendwie anders vorgestellt.

Nach 4 1/2 Tagen habe ich die 600 km des deutschen Donauradweges plus die 80 km Anreise durch den Schwarzwald dann schon hinter mich gebracht.

Drei-Flüsse-Stadt Passau

Und ab nach Österreich ohne Grenzkontrolle trotz Corona.

Ab hier 330 km feinster asphaltierter Weg immer entlang des Ufers. Fast immer beidseitig der Donau und fast immer Autofrei. Und ohne Steigungen. Paradiesisch. Ich habe sogar Radler getroffen, die die 330 km an einem Tag fahren.

 

"Sie haben mir ein Denkmal gebaut..."
Mit einer weiteren Fähre auf die andere Seite der Donau.
Wirklich allerfeinste Infrastruktur und Ausschilderung. Man könnte die gesamte Strecke völlig ohne Karte oder Navi fahren.
Mal wieder irgend so ein Schloss



  

Wie fast immer einen herrlichen Schlafplatz direkt am Fluss weitab der Zivilisation gefunden und dann steht da schon ein Zelt. Und zwar von 2 Kanuten, die die komplette Donau entlang paddeln. Und damit es nicht zu langweilig ist, gegen die Strömung. Von März bis Juli 2021 haben sie gebraucht. Hier geht es zu deren Seite

Dank genug Gepäck auf dem Gepäckträger kann mir das mit dem Vornüberfallen ja zum Glück nicht passieren.


Komische Sprachen werden da unten in Süddeutschland und Österreich gesprochen.

Das Schiff "Regentag", auf dem Hundertwasser seine letzten Jahre gelebt hat.
Und zack, habe ich tatsächlich aus Versehen die 1000 km bis Wien in 7 Tagen abgerissen. 
 
Hundertwasserhaus in Wien

Das erste Mal auf der Fahrt konnte ich tatsächlich mal kurze Klamotten anziehen. Ich dachte schon, ich habe die umsonst mitgenommen.

Noch ein bisschen Sightseeing in Wien

Corona Regeln auf Österreichisch

Und ab nach Berlin zu diversen Geburtstagen, zweite Impfung abholen usw. Rein präventiv hatte ich mir mein Zugticket für die Rückfahrt ab Wien über Linz, Passau und Regensburg gebucht. Ich hätte also überall einfach zusteigen können, je nachdem, wie weit ich komme. Dass ich es tatsächlich weiter als bis Passau oder gar bis Wien schaffe war wirklich nicht geplant.

  Die Rückfahrt war dann auch wesentlich entspannter als die Hinfahrt und sogar ohne Umsteigen.
 






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